Dritter Jahresbericht zum nachhaltigen Tourismus in Südtirol – International Mountain Day 2021 stellt nachhaltigen Tourismus in Berggebieten in den Fokus
Was können wir aus der Pandemie lernen, um den Tourismus besser, resilienter und klimafreundlicher zu gestalten? Die Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol STOST überwacht, beurteilt und kommuniziert Entwicklungen bezüglich des Tourismus in Südtirol (Italien) und versucht in ihrem dritten Jahresbericht, diese zentrale Frage zu beantworten. Anlässlich des Internationalen Tages der Berge, der am 11. Dezember begangen wird und in diesem Jahr den Schwerpunkt auf den nachhaltigen Tourismus in Berggebieten setzt, hat die Beobachtungsstelle in Zusammenarbeit mit GLOMOS (Global Mountain Safeguard Research) außerdem ein Kurzvideo mit den wichtigsten Erkenntnissen des vergangenen Jahres veröffentlicht.
Nach über 50 Jahren Wachstum hat der Tourismus in Südtirol – wie auch im Rest der Welt – einen herben Dämpfer erlitten. 2020 wurden 4,6 Millionen Ankünfte und 21,7 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Im Vergleich zum Jahr 2019 bedeutet das einen Rückgang von etwa 40 Prozent an Ankünften und 35 Prozent an Übernachtungen. Auch was die Anzahl der Beschäftigten anbelangt, ist ein Minus von 22,3 Prozent zu verzeichnen. Parallel dazu verringerte sich aber auch die Umweltbelastung durch den Tourismus. In Beherbergungsbetrieben wurden nach einer Schätzung des Forschungsteams etwa 43 Prozent weniger Strom verbraucht und 42 Prozent weniger Abfall produziert. Gleichzeitig stieg die Zahl der Nachhaltigkeitszertifizierungen und es wurden vermehrt regionale und biologische Produkte verwendet. „Die Pandemiejahre mit all ihren Schwierigkeiten stellen ein Vakuum dar, in welchem Destinationen in der Lage waren, ihre Entwicklung ungestört vom Tagesgeschäft zu überdenken“, betont Harald Pechlaner, der Leiter des Center for Advanced Studies von Eurac Research.
Langfristiges Monitoring
Die Beobachtungsstelle, welche am Center for Advanced Studies von Eurac Research angesiedelt ist, hat im dritten Jahr ihrer Tätigkeit diesen Prozess der Neupositionierung durch die Einführung mehrerer Beobachtungsinstrumente unterstützt. Um zu messen, wie nachhaltig der Tourismus in Südtirol ist und Veränderungen sichtbar zu machen, wurden eine Reihe von Indikatoren festgelegt, mit dem Ziel, diese langfristig zu beobachten. Ausgehend von Sekundärdaten, die unter anderem vom Landesstatistikinstitut ASTAT oder von dem Amt für Landesplanung und Kartografie zur Verfügung gestellt wurden, analysierten die Forscherinnen und Forscher die Besucherzahlen und die Verteilung der Touristen im Jahresverlauf sowie den Energieverbrauch, das Abfallaufkommen, die Beschäftigungszahlen oder die Zufriedenheit der Gäste. Im Zuge der Analyse wurde berücksichtigt, wie sich der Tourismus auf Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft aber auch auf Gesundheit und lokale Kultur auswirkt.
Neuer Themenbereich und Umfragen zu Covid-19, Kultur und Naturschutz
Ziel war es, auch die Erholungsphase im Tourismus schnell zu erfassen und die Folgen von Covid-19 in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch in Bezug auf Produkt- und Prozessinnovation in Beherbergungsbetrieben zu bewerten. Neben der Analyse von insgesamt 13 Themenbereichen, wozu seit 2021 auch der Themenbereich Kultur gehört, wurden fünf Umfragen durchgeführt, drei davon zu den Auswirkungen von Covid-19 auf den Tourismus. Um mehr über die Dynamik zwischen lokaler Kultur und Tourismus in den Südtiroler Gemeinden zu erfahren, wurde außerdem eine Befragung von Dorfchronistinnen und Dorfchronisten sowie Tourismusorganisationen durchgeführt. Eine weitere Umfrage machte die Berücksichtigung des Naturschutzes in Südtiroler Tourismusverbänden zum Thema. „Der Tourismus verändert sich und das Hauptziel von STOST besteht darin, seine neuen Formen zu verstehen und die Entwicklung evidenzbasierter politischer Maßnahmen zu unterstützen“, unterstreichen auch Anna Scuttari und Felix Windegger, Projektleiterin und Co-Leiter der Beobachtungsstelle. Dabei sei die Einbeziehung aller Beteiligten, allen voran jene der lokalen Bevölkerung entscheidend.
International Mountain Day 2021
Am 11. Dezember wird weltweit der Internationale Tag der Berge (International Mountain Day, IMD) begangen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die besondere Bedeutung der Berggebiete für das Leben auf der Erde und ihre nachhaltige Entwicklung zu lenken. 2021 haben die Vereinten Nationen den Fokus auf nachhaltigen Tourismus in Bergebieten gelegt. Die Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus in Südtirol hat sich aus diesem Anlass mit GLOMOS (Global Mountain Safeguard Research), einer gemeinsamen Initiative der Universität der Vereinten Nationen und Eurac Research, zusammengeschlossen und ein Kurzvideo erstellt, welches die wichtigsten Botschaften des dritten Jahresberichtes der Beobachtungsstelle auf einfache und anschauliche Art und Weise greifbar macht.