Barrierefreiheit ist ein umfassendes Konzept, das allen Menschen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen soll und sich nicht nur auf spezielle Lösungen für Menschen mit Beeinträchtigungen beschränkt.

Laut einer Schätzung der WHO sind etwa 15 % der Bevölkerung entweder vorübergehend oder dauerhaft auf barrierefreie Zugänge angewiesen¹WHO, 2022. Diese Zahl schließt Menschen ein, die vorübergehende Schwierigkeiten haben, wie etwa Schwangere oder Personen, die sich von einem Unfall erholen. In einer zunehmend alternden Gesellschaft dürfen auch ältere Menschen nicht vergessen werden. Um eine gerechte Gesellschaft zu gewährleisten, in der alle Menschen Raum finden (und sich in diesem Raum auch bewegen können), muss jeder Bereich des Lebens zugänglich sein. Das gilt auch im Urlaub und auf Reisen.

Lange Zeit wurden Menschen mit Behinderung aufgrund mangelnder Möglichkeiten weitgehend von Reisen und Tourismus ausgeschlossen. Reiseziele waren nicht auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorbereitet, auch weil Menschen mit Behinderung im Allgemeinen nicht Teil des gesellschaftlichen Diskurses waren. Erst im Jahr 1975, als die UNO die Erklärung über die Rechte behinderter Menschen veröffentlichte, begann sich eine soziale Bewegung für Menschen mit Behinderung zu formieren, die gleiche Rechte für Menschen mit Behinderung forderte²Darcy et al., 2019. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung eines barrierefreien Tourismus erfolgte im Jahr 1990, dem Europäischen Jahr des Tourismus, in dem die Konferenz „Tourism for All in Europe“ stattfand und die Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisierte³Ability Advisor, 2022. In der Folge begannen soziale Organisationen, sich mit diesem Thema zu befassen, indem sie Kampagnen und Veranstaltungen initiierten und das Bewusstsein insgesamt schärften. Die Destinationen folgten der Forderung nach einem Tourismus für alle und begannen, sich auf besondere Bedürfnisse einzustellen.

Heute wird barrierefreier Tourismus als All-inclusive-Tourismus definiert⁴Lodgify, 2022, was bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen Zugang zu Unterkünften, Verkehrsmitteln, touristischen Aktivitäten, geschultem Servicepersonal und einem integrativen Marketingsystem haben (z. B. barrierefreie Websites, die so gestaltet und entwickelt wurden, dass sie auch von Menschen mit Hör-, Seh- oder kognitiven Einschränkungen genutzt werden können)⁵ENAT, 2022. Um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen und die Menschen, die sich um sie kümmern, das Reiseziel in vollem Umfang genießen können, sind gemeinsame Anstrengungen der lokalen Akteure und Entscheidungsträger erforderlich. Tourismus für alle ist dabei nicht nur für Menschen mit Behinderung von Vorteil. Barrierefreie Lebensräume stellen auch für die lokale Bevölkerung einen Mehrwert dar und tragen insgesamt zu einer gerechteren Gesellschaft bei.